Theoretische Erläuterungen zu den "Zahlen und Fakten":

A. Bisherige Vorgehensweise bei der Berechnung von Veränderungsraten:

Bei monatlichen Ergebnissen (= Originalwerte) wird zur Beurteilung der zeitlichen Entwicklung die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vormonat und dem Vorjahresmonat ermittelt und verwendet:
Beispiel:
Das Monatsergebnis Februar 2000 wird mit dem Januarergebnis 2000 und dem Februarergebnis 1999 in Form von prozentualen Veränderungsraten verglichen.
 
 

B. Die Unterstellungen dieser bisherigen Vorgehensweise:

1. Saisonaler Aspekt und Restgröße

Da bei vielen Tatbeständen die saisonale Komponente (z.B. Arbeitsmarkt mit hoher Arbeitslosigkeit im Winter und niedriger Arbeitslosigkeit in Frühjahr und Herbst) für die Entwicklung wichtig ist, wird zur Beurteilung der Entwicklung auch der entsprechende Vorjahresmonat herangezogen (z.B. Februar 2000 wird verglichen mit Februar 1999).

Dadurch wird der Einfluss der saisonalen Komponente aber nur teilweise ausgeschaltet:

Das bedeutet, dass die so ermittelten Vergleichswerte in aller Regel nur bedingt aussagekräftig sind.
 

2. Vergleich mit dem Vorjahr - Basiseffekt

Der Vergleich nur mit dem Vorjahr berücksichtigt nicht den Gesamtverlauf einer Entwicklung, sondern nur einen kurzen zeitlichen Teilaspekt, eben nur das letzte Jahr. Entwicklungen sollten aber in ihrer Gesamtheit gesehen werden, da man dann erst ein Gefühl für eine mögliche weitere Entwicklung erhält.

Besonders nachteilig wird ein Vergleich mit dem Vorjahr, wenn er nach einer Trendwende vorgenommen wird.
Im Fall, dass ein positiver Trend sich in eine negative Richtung entwickelt, kann sogar noch eine Steigerung des Jahresergebnisses festgestellt werden, wenn die Trendwende erst im Herbst war. Dasselbe gilt für eine Richtungsänderung aus dem negativen  zum positiven Trend, wenn die Trendwende ebenfalls  im Herbst stattfand, da dann die unterjährige Entwicklung noch ein Übergewicht hat.

Vor allem bei einem Konjunkturaufschwung, wenn alle Daten noch auf ungewöhnlich niedriger Basis sind, kann die nach einem Jahr durchgeführte prozentuale Veränderungsrate deutlich überhöht sein.

Aber auch dann, wenn im Vorjahr eine außerordentliche Maßnahme ergriffen wurde (z.B. Steuererhöhung mit einem daraus resultierenden Anschnellen des Preisindexes, s. oben unter 1.), führt der Vergleich  zu einem irrealen Ergebnis.

Diese Erscheinungen, dass Veränderungsraten offenkundig verzerrt sind und nicht den wahren Sachverhalt wiedergeben,  bezeichnet man als den "Basiseffekt".

Beispiel: Betrachten Sie folgende Zeitreihe:

100  120      140      160      180      200      220      240   usw..

Auch ohne mathematisches Auge erkennt man, dass es sich hier um eine lineare Entwicklung handelt.

Die prozentualen Steigerungen zur vorherigen Zahl  sind aber alles andere als linear:

         20%  16,7%  14,3%  12,5%  11,1%  10,0%  9,1%
 
 

C. Der Ausweg aus diesem Dilemma:
     Vergleich der aktuellen Trendwerte zum Trend-Wendepunkt

Der Trendwendepunkt ist ein im Zeitablauf feststehender Wert sowohl datums- als auch zeitmäßig. Er dient quasi als Fixpunkt.

Die Veränderungsraten des Beobachtungszeitraums beziehen sich auf diesen Wendepunkt. Damit entfällt das Problem des Basiseffekts.

Zur Bestimmung der Geschwindigkeit einer Veränderung von einem Monat zum anderen wird die Veränderungsrate des laufenden Monats und des Vormonats zum Trendwert am Wendepunkt dargestellt. Die Differenz zwischen diesen beiden Monaten erlaubt die Aussage wie schnell ein Rückgang/Zunahme vor sich geht.

Beispiel Arbeitslose in Deutschland:

Höhepunkt der Arbeitslosigkeit im Oktober 1997 mit  4,372 Mio Arbeitslosen (Trendwert).

Trendwert im Januar 2000:   3,986 Mio       Veränderungsrate zum Wendepunkt:  - 8,2 %
Trendwert im Februar 2000: 3,982 Mio       Veränderungsrate zum Wendepunkt:  - 8,9 %

Differenz Februar 2000  zu Januar 2000:  (3,986 Mio - 3,982 Mio) =  4.000 Personen.

D.h. bei gleichbleibender Entwicklung sind unabhängig von saisonalen und sonstigen Einflüssen monatlich 4.000 Personen weniger arbeitslos.

Jeden Monat wird nun überprüft, ob sich dieser Rückgang beschleunigt oder verlangsamt!